Wer hätte noch vor einem Jahr gedacht, dass man sich dereinst mit Skiunterwäsche und dicker Daunenjacke ausgestattet aufmacht, um zum nächsten Termin zu fahren? Corona macht’s möglich, dass man sich nun abends in luftigen Schulturnhallen und unbeheizten Wirtshaussälen herum treibt, statt im wohlig-warmen Wohlfühlamiente eines niederbayerischen Rathaus-Sitzungssaales. Die Abstandsregeln zur Eindämmung der Pandemie treiben in den einzelnen Kommunen teils seltsame Blüten: Jüngst saß ich mit Wirtshausstuhl vor einem Biertisch, was ergonomisch so ziemlich die schlechteste Umsetzung von „Arbeitsplatz“ ist. Dem Rücken war’s vermutlich zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon egal: Wenige Tage zuvor hatte ich an einem durchaus bequemen Tisch-Stuhl-Ensemble Platz genommen, jedoch die Auswirkungen des direkt hinter mir geöffneten Fensters – „nein, wir können das nicht schließen, wir müssen lüften“ – für die Dauer der 90-minütigen Stadtratssitzung komplett unterschätzt.
